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Bücher

Luise. Die Königin und ihre Geschwister

ISBN 978-3-492-25854-8

Januar 2010 bei Piper

Luise. Die Königin und ihre Geschwister

Über Königin Luise wurde bereits unzählige Male geschrieben, die große Bedeutung ihrer Geschwister aber ist bislang nicht beachtet worden. Dabei war der Rückhalt durch diese Gemeinschaft das einzig Beständige für Königin Luise in einer sich auf beängstigende Weise verändernden Welt:

Sechs Geschwister, sechs Karrieren, in einer Zeit, in der Napoleon die alte Ordnung durcheinander wirbelte und die Geschwister zeitweilig über ganz Mitteleuropa zerstreute. Wochen- manchmal monatelang waren Briefe die einzige Verbindung zwischen ihnen. Und doch verband die Geschwister, die Luise einmal als 6-blättriges Kleeblatt bezeichnete, eine lebenslange Freundschaft, die sich gerade in Krisensituationen immer wieder bewährte. Nach dem großen Erfolg von „Friederike von Preußen. Die leidenschaftliche Schwester der Königin Luise“ (Piper 2007) porträtiert Carolin Philipps Buch erstmals auch alle fünf Geschwister: Therese von Thurn und Taxis, Charlotte von Hildburghausen, Friederike, Königin von Hannover, Großfürst Georg von Mecklenburg-Strelitz und Carl, Präsident des preußischen Staatsrats zu Berlin.

Carolin Philipps hat dafür vier Jahre lang in den Archiven von Schwerin, Hildburghausen, Regensburg, Pattensen und Berlin die Briefe der Geschwister gesichtet, bisher unentdeckte Briefe und Materialien gefunden und zum ersten Mal ausgewertet.

„Wenn ich mich so recht in ihrem Anschauen verliere, … dann schwöre ich Dir, wird mir’s oft zu Muthe, als dürfte ich nur den äußeren Saum ihres Gewandes küssen – und wäre ich Katholik, schon jetzt bey ihren Lebzeiten würde ich gläubig  ausrufen: ‚Heilige Luise bitte für mich!‘“

Dies schrieb Georg, der Bruder der preußischen Königin Luise, im April 1810 an seine älteste Schwester Charlotte und drückte damit seine übergroße Verehrung aus.1 Als Engel und als Heilige, als Aphrodite, Königin der Schönheit und der Liebe, als Herbe, Königin der Jugend, als Vorbild aller Frauen für Tugend und Sanftmut, als Muster alles Edlen und Schönen: Schon zu Lebzeiten wurde Königin Luise in den höchsten Tönen bewundert und gepriesen. Jung und alt, Studenten, Diplomaten und Dichter, Frauen und Männer gerieten gleichermaßen ins Schwärmen, wenn sie von ihr sprachen.

Die kritischen Stimmen, die es auch gab, wurden verdrängt, einfach ignoriert. Sie passten nicht in das ideale Bild, das man sich von dieser Frau gemacht hatte. Napoleon, der sie mit Helena verglich, die durch ihre Schönheit und ihr unkluges Verhalten den Trojanern den Tod gebracht hatte, unterstellte man fanatischen Hass auf die preußische Königin, ohne zu berücksichtigen, dass Luise selbst diese Äußerungen durch ihre hassgetränkten Briefe ausgelöst hatte. Der preußische Reformer Freiherr vom Stein bescheinigte ihr mangelnde Bildung und war in diesem Punkt einer Meinung mit ihrem Ehemann Friedrich Wilhelm III., der zwar ihren Naturverstand liebte und lobte und ihre Meinung schätzte, ihr aber die Intelligenz, den Fleiß und das Durchhaltevermögen absprach, um sich erfolgreich fortbilden zu können.

Seit ihrem Tod vor 200 Jahren hat sich jede Generation ein eigenes Bild von ihr gestaltet, hat sie für ihre Zwecke nutzbar gemacht und benutzt. Königin Luise als Schutzgeist im Befreiungskampf gegen Napoleon, als Kämpferin für eine deutsche Nation, Königin Luise auf Servietten und Trinkbechern. Der Mythos Luise hat die Menschen zu allen Zeiten mehr beschäftigt als der lebendige Mensch, der dahinter steckte. Sie sei glücklich verheiratet gewesen, heißt es zum Beispiel. War sie das tatsächlich? Und wenn ja, um welchen Preis? Sie selber schreibt, dass ihr Leben „Opfer und Aufopferung“ war.

Will man erfahren, welche Frau hinter dem Mythos Luise steht, kommt man an ihren Geschwistern nicht vorbei: Charlotte von Sachsen-Hildburghausen, Therese von Thurn und Taxis, Friederike, Königin von Hannover, Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz, Herzog Karl zu Mecklenburg-Strelitz. Als sechsblättriges Kleeblatt haben sie sich selber bezeichnet. Das Kleeblatt mit vier Blättern war schon im Mittelalter ein Glückszeichen, sollte Schutz gegen Unglück aller Art bieten, hier steht es mit seinen sechs Blättern symbolhaft für die tiefe Verbundenheit der Geschwister. Zerstreut über Europa, getrennt durch die Wirren der napoleonischen Kriege ist es ihnen dennoch gelungen, den engen Kontakt untereinander zu erhalten. Möglich wurde dies durch Tausende von Briefen, die oft auf abenteuerlichen Wegen quer durch Europa ihren Weg suchen mussten.

„Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
in dem die Zeiten sich bespiegeln.“

ließ schon Goethe seinen Faust zu Wagner sagen. Um das Buch der Vergangenheit zu öffnen und dem Geist der Zeit, den Gefühlen und Gedanken der damals lebenden Menschen näher zu kommen, muss man in die Archive gehen. In Schwerin, Berlin, Regensburg, Pattensen, Altenburg und Braunfels liegt ein großer Teil der noch unveröffentlichten Briefe, die sich die Geschwister schrieben.

Einer von ihnen wurde 1841 von Luises Schwester Friederike an Luises Sohn Friedrich Wilhelm von Preußen geschrieben.2 Friederike war krank und ahnte vielleicht schon das nahe Ende, sie starb fünf Monate später. In dem Brief bittet sie ihren Neffen um „die Zurückgabe meiner Briefe an Deine geliebte Mama“. Sie habe schon die Briefe an seinen Vater, den König, zurückerhalten. Man habe ihr gesagt, „sie seyen, mit allen anderen Familien Briefen, in dem Königlichen Hausarchiv niedergelegt. So sicher nun auch diese Ehrenstelle für unsere Zeit ist, so gestehe ich doch, dass der Gedanke, eine so vertraute Correspondence könne auf die Nachwelt kommen und durch irgendeinen gefälligen Papiernarren oder Archiv-Forscher, wenn auch erst in hundert Jahren, gedruckt erscheinen, mir höchst unangenehm war.“ Auch ihre Schwester Therese, mit der sie besorgt die Forschungen in einem englischen Archiv verfolgt hatte, bat noch kurz vor ihrem Tod, Friederike möge dafür sorgen, dass auch ihre Briefe an Luise zurückgesandt wurden.

Das Lesen dieses Briefes ließ mich sehr nachdenklich zurück. Ich wusste, dass auch Luises brieflicher Nachlass nach dem Tod Friedrich Wilhelms aus ähnlichen Überlegungen heraus vernichtet worden war. Mit welchem Recht ignorierte ich diese Wünsche nach Erhalt der Privatsphäre?

Mit fiel nur ein Rechtfertigungsgrund ein: die Suche nach der Wahrheit. Schon einmal hatte ich im Archiv zu Schwerin Geheimpapiere entdeckt, in denen Luise die Geschichte der geheimen Liebe ihrer Schwester Friederike so gut versteckte, dass die Gerüchteküche ihr bis heute den Ruf einer „untugendhaften“ und „unzüchtigen“ Frau anhängen konnte, was Luise zutiefst entsetzt hätte, da sie ja genau das vermeiden wollte. Nur mithilfe dieser Briefe konnte ich den Versuch starten, den Ruf Friederikes wiederherzustellen.3

Und so hoffe ich auch diesmal, dass es mir gelingt, durch eine Kombination der Geschwisterbriefe unter Einbeziehung der noch unveröffentlichten Briefe, die bislang unbeachtet in den Archiven verstaubten, der Wahrheit ein wenig näherzukommen und so vielleicht die eine oder andere jahrhunderte alte Behauptung über die sechs Geschwister in das Reich der haltlosen Gerüchte zu verweisen.

Luise. Die Königin und ihre Geschwister ist eine Reise auf den Spuren einer Familie, von der Luise schrieb: „Meine wahre und aufrichtige Anhänglichkeit an meine ganze Familie ist der Art, daß ich nicht ganz glücklich sein kann, wenn ich sie nicht alle glücklich weiß.“